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Reisefieber : Teil 1



In meinem ersten Eintrag habe ich erwähnt, dass mich oft die Reiselust packt. Dank meiner Familie bin ich schon im Kindesalter in Spanien, Tunesien, Italien und mehrmals im wunderschönen Frankreich gewesen. Dies ist wohl auch ein Grund dafür, warum es mich so oft in die Ferne zieht. 

Die fremden Gerüche, die zuerst einmal ungewohnte Sprache und vor allem die kulturellen Unterschiede faszinieren mich immer wieder. 
Als Kind nimmt man die Welt mit anderen Augen wahr. Wenn ich an Frankreich denke, kommen mir keineswegs zuerst die Croissants in den Sinn, sondern der Geruch auf dem Weg vom Zeltplatz zum Strand. In der sommerlichen Hitze entstand dieser ganz eigene Duft von getrockneten Kiefernnadeln auf sandigem Untergrund, den ich so lieb gewonnen habe.
Und so birgt jedes der Länder ganz spezifische, wohltuende Geheimnisse, die es zu entdecken gilt und die unabhängig von den Empfindungen anderer Mitmenschen sind. Sie gehören nur dir und beleben die in unserer heutigen Zeit viel zu eingestaubte Phantasie. 





Nach dem Abitur habe ich mir einen kleinen Traum erfüllt und bin nach Australien gereist. 10 Monate in die Ferne, auf einen anderen Kontinent. Es war eine der schönsten Erfahrungen, die ich bis dato gemacht habe. Neue Menschen, neue Sitten und einmal ganz alleine in einem fremden Land zurecht kommen. 
Freundschaften schließen und sich selbst absolut frei und verwegen fühlen. Keine Rechenschaft ablegen zu müssen, jeden Tag individuell gestalten und sich auf der Suche nach Jobs ganz anspruchslos geben zu können. Wunderbar. 
Ich bin quer durch das Land gefahren und habe einfach ein paar Eindrücke in Bildform für euch festgehalten. Bunt durcheinander und nicht in chronologischer Reihenfolge. Wild eben, wie das Jahr nun einmal auch war. 




In Australien ging ich meiner Leidenschaft nach, den Pferden. In Deutschland war ich von jeher immer gegen den Pferderennsport. Tiere, die aus ihren Boxen gezerrt, viel zu jung zugeritten und verbraucht werden. In Australien bekam ich die Chance eine andere Seite kennen zulernen. Entspannte Pferde, die nicht in Boxen gehalten werden, dessen Training auch aus Spaziergängen am Strand und Schwimmstunden im Meer bestand. Denen viel Verständnis und Liebe entgegengebracht wird und vor allem Pferde, wie Buddy, denen man ansieht, dass es ihnen Spaß macht sich zu messen. Ich selbst war Strapper und durfte die Rennpferde verwöhnen und reiten. Ein absolut unvergessliches Erlebnis.




 In Melbourne arbeitete ich zuerst in einer ziemlich wohlhabenden Familie und passte auf die 3 kleinen Jungs auf. Diese Zeit war sehr turbulent und glich am Ende eher einer schlechten Dokusoap, als einem idyllischen Familienleben. Verwöhnte Kinder, die nicht einmal ansatzweise Obst oder Gemüse essen und bei denen Chips zum Frühstück Alltagsprogramm waren. Als wir, meine Aupair Kollegin und ich, in das Haus einzogen, begann quasi eine neue Ära. Gemüse an die Macht. Es gab Tränen, viel Geschrei aber am Ende konnten wir die frechen Jungs mit viel Überzeugungskraft zu einer etwas gesünderen Ernährung überreden.
Melbourne ist eine wundervolle, lebendige Stadt und ich erinnere mich gerne an die vielen langen Partynächte in St. Kilda und unsere Besuche im San Churro. ( Achtung Suchtpotential!)


Unsere Abenteuerlust zog uns immer weiter und so entschlossen wir irgendwann uns an die Westküste zu begeben.
In Perth angekommen suchten meine kanadische Freundin und ich ein Bett für einige Nächte und wurden über Couchsurfing fündig. Aus ein paar Nächten wurden für mich mehrere Wochen, in dem ich neue Freunde gewann und das echte australische Studentenleben kennen lernte. Inklusive Partys und wöchentliche Fußballspiele in der Uni. Die Australier, mit denen ich Fußball spielte, waren sehr ruhig beim Spiel. Nichts im Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Und so wurde ich mehrmals verwundert begutachtet, wenn ich mal wieder einen Kampfschrei ausstieß ;)





Von Perth aus ging es nach Margaret River, einem kleinen Ort am Meer, wo meine Freundin und ich einem Job in einem Surf Hostel nachgingen. Zu unserem Glück nahmen uns die Einheimischen fast täglich mit zum Surfen. Ich denke ich muss nicht extra erwähnen, dass es keine Anfängerboards gab, sondern wir direkt auf richtig guten Boards lernen mussten.
Ein Erlebnis bringt mich dabei immer wieder zum Lachen und lässt mich zugleich eine Gänsehaut bekommen. Ein australischer Freund und ich waren sehr weit draußen, weil dort die Wellen einfach besser waren. Unsere Freundin ist am Strand geblieben und plötzlich sahen wir sie wie eine wild gewordene Furie winken und schreien. Und dann hielt sie die Hände über dem Kopf zusammen, mir blieb der Atem weg, als ich das Zeichen als Haiflosse deutete. Mein Kumpel und ich sahen uns an und er nahm die nächste Welle und kam sicher am Strand an, ich hingegen habe diese in meiner aufkommenden Angst nicht bekommen und befand mich weiterhin mitten auf dem Meer. Mit Aussicht auf einen Hai, der mich zum Fressen gern hat.
Irgendwann, voller Panik und ohne Luft in den Lungen, kam ich am Strand an. Ich sah die beiden auf dem Boden liegen, sie konnten sich vor Lachen nicht auf den Beinen halten. Ihre Hände zum Meer zeigend, drehte ich mich um und sah zwei Delfine seelenruhig durch das erfrischende Nass gleiten.
Delfine!!
Und ich dachte mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Momente aus Soul Surfer spielten sich vor meinem geistigen Auge ab und dann legte ich mich auch in den Sand, lachte und sah aus wie ein paniertes Schnitzel.


Die Tiere in Australien waren speziell und ganz und gar ein Erlebnis. Neben Kängurus, Delfinen und Haien, gab es auch die super süßen Wombats.
Natürlich auch viele Spinnen und dazu fällt mir eine kurze Geschichte ein, die mich immer wieder zum Lachen bringt. Ich habe mit den Spinnen gelebt, sprich sie in Ruhe gelassen, auch wenn sie in meinem Zimmer waren.
Meine Freundin jedoch hat so eine ausgewachsene Panik, dass sie schon die aller kleinste Spinne in blanke Panik versetzt. Eines Nachts klopfte es an meiner Zimmertür und reinspaziert kam ein blasses Mädchen, mit einer riesen Taschenlampe und ihrer Decke unter dem Arm. Sie legte sich zu mir ins Bett und erzählte mir von der Monsterspinne. Ihrem eigentlichen Ritual, die Spinne mit ihrem FlipFlop zu erledigen konnte sie in dieser Nacht nicht nachgehen, da ihr FlipFlop nicht einmal die Hälfte der Spinne bedeckte. Und so nahm sie schreiend die Beine in die Hand und schlief bei mir im Bett.


Die bunte Tierwelt. 
Wer schon einmal in Australien war, weiß, dass man ins Outback muss. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, denn erst wenn man den roten Sand durch seine Finger rinnen lässt, ist man wirklich angekommen. Im Nichts.
Mit einer Freundin, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, ging es auf ins Northern Territory. Inklusive Wanderungen bei viel zu heißen Temperaturen, Nächten, die wir unter dem freien Sternenhimmel verbrachten und einem wilden Dingo, der mich nachts aus dem Schlaf holte. Bevor ich es vergesse, unser 4 Sterne Essen durfte natürlich nicht fehlen. Während es für mich Reis mit Bohnen gab, versuchte meine Liebste durchaus auch Krokodil.


Rückblickend würde ich es immer wieder tun. Den Backpack packen und abhauen. Raus aus Deutschland und rein in eine neue Welt.

Fakten:

 Mein Backpack für 10 Monate wog bei der Abreise aus Deutschland nur 12 kg.
 Auf der Rückreise hatte ich rund 26 kg, was vorwiegend an den Büchern lag, die ich einfach nicht
 zurücklassen konnte.

Das Essen in Australien ist oft verführerisch fettig, die Temperaturen absolut nicht für sportliche
 Betätigung geeignet und es ist kein Ammenmärchen, dass sich der deutsche Körper, sagen wir,
 verändert.

Die Australier sind absolut hilfsbereit, als sich bei 45°C mein Flip Flop verabschiedete und ich mitten
 auf  der Straße stand und mich nicht traute von meinem kaputten Flip Flop zu steigen, kam ein junger           Mann vorbei, gab mir seine Sportschuhe und lief mit mir zum nächsten Schuhgeschäft, damit ich mir
ein neues  Paar kaufen konnte. Ohne ihn hätte ich jetzt vermutlich noch immer verkohlte Füße.


English:

Dear Australians, I'm so much in Love with your country. I can't tell you enough how nice you are!
You gave me places to sleep, fed me up with yummi food and showed me the most amazing places.
I never thought I would go cliff jumping in a big city like Perth, I would never have imagined that I would  pee in an outhouse while watching the roos eating right in front of me.
I lived a city life and it was great but most of all I truly love the country life in OZ.
Drinking rain water out of your tanks. Eating fresh fruits and self made Pavlova.
Enjoying life to the fullest and especially I learned to stay calm, to relax.
I went crazy at first when every time we wanted to meet I had to wait for at least 30 minutes until you finally showed up. I'm German when it comes to punctuality ;)
But I learned and I came back to Germany as a much more balanced person. Thank you!

I could live up some dreams I had. Learning how to surf, riding racehorses, climbing in the nature, leaning english and so much more.

I would love to come back and let you see how much I've changed but that after all I'm still the same person with some improvements ;)

Thank you my canadian girl for travelling with me, thanks to my dear friends in Perth. I'm happy I got to meet you!

This post comes late, but thats just like you were... Mostly late.
Revenge is sweet.  ;)

Janice




       

3 Kommentare:

  1. Wunderschöne Bilder. Ich bin eigentlich auch total der Reise und Sightseeing-Fan, schade nur das das alles immer so viel Geld kostet.

    Liebste Grüße
    Sabrina

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  2. Danke. Ja, da hast du Recht. Reisen ist kostenintensiv. Aber wenn man nicht in ein Sternehotel muss und vorher gut spart, dann kann man sich das Reisen schon erlauben. Und wenn man einfach unnötige Sachen von der Einkaufsliste streicht ;) Es muss ja nicht gleich Australien sein, es gibt auch in Europa so viel Schönes zu sehen.

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  3. Wunderschöner Bericht und einfach atemberaubende Bilder. Ich bewundere solche Menschen, die den Mut haben, allein in ein fremdes Land zu reisen, das so weit weg von zuhause liegt. Ich könnte das glaub nicht, aber ich find es so unglaublich toll, wenn sich das jemand traut. Das muss einfach eine tolle Erfahrung fürs Leben sein und das nimmt einem keiner mehr. Du hast ja wirklich alles mitgemacht, was man wohl mal in Australien erlebt haben muss :D Total klasse!

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